
Gestern wurde ein Notizbuch vergessen. Es besitzt das Grundformat DIN A5, einen Umschlag aus ungestrichenem schwarzem Karton, 32 Seiten Inhalt, von denen acht Seiten beschrieben und zwei Seiten herausgerissen wurden. Es befindet sich in einem guten Allgemeinzustand. Am Preisschild lässt sich erkennen, dass es in Frankreich gekauft wurde. Auf den ersten Seiten hat die Besitzerin – die Handschrift sieht recht feminin aus – die Adressen mehrerer Pariser Bars notiert, so als wäre ein Besuch dieser gastronomischen Einrichtungen geplant gewesen.
Desweiteren ist eine chronologische Liste einschneidender Ereignisse einer alten Erfurter Juweliersfamilie seit dem späten 18. Jahrhundert niedergeschrieben, sowie eine persönliche Liste, die den Titel „2013 gelernt“ trägt. Dort wurde festgehalten:
- Man kann sich lieben, aber einfach nicht zusammen passen.
- Bei den Eltern ist es gar nicht so schlimm.
- Ein Jahr ohne richtigen Urlaub ist ein verschwendetes Jahr
- Sex ist für mich wichtig.
Wir gehen davon aus, dass der Mensch Notizen erstellt, um die erfassten Informationen nachschlagen zu können, falls sie in Vergessenheit geraten sind. Wir stellen uns vor, dass die Erstellerin dieser hier vorliegenden Liste in ein paar Jahren wieder draufschaut und dann denkt: Ach stimmt ja, bei den Eltern ist es gar nicht so schlimm, könnte ich mal wieder hinfahren. Oder: Verdammt! Völlig vergessen: Sex ist wichtig für mich.
Vorausgesetzt sie holt das Notizbuch bei uns ab oder liest unser Blog.
Vielleicht sollten wir eine Babyklappe für vergessene Gegenstände einrichten, damit die Besitzer bei der Abholung inkognito bleiben können. Obwohl wir die Person, die im Jahr 2013 bemerkt hat, dass man sich lieben aber einfach nicht zusammen passen kann, gerne mal kennenlernen würden.